Tagein und tagaus saß sie dort in der Ecke der örtlichen Stadtbibliothek.
Nicht mehr lange und sie wird ihren Bachelor in Kunstgeschichte abschließen.
Nicht mehr lange bis sie aus der ewigen Höhle der Hochliteratur entflieht und sich wieder dem Leben zuwenden kann.
Eigentlich hatte sie alles, was für sie ein gutes Leben bedeuten würde.
Ein Auskommen, ein erfolgreiches Studium und… …was denn eigentlich noch ?
Gedanken über einen guten Job nach einem Studium der Kunstgeschichte machte sie sich schon lange nicht mehr.
All die jungen Frauen die sich der Muse der Kunst zuwanden, nur um am Ende wieder irgendwelchen gewöhnlichen Jobs nachzugehen. Mehr war da oft nicht drin. Dachte sie jedenfalls.
Jetzt saß sie geraume Zeit in der stillen Stadtbibliothek und studierte die Vergangenheit.
Wer die Vergangenheit studiert, versteht vielleicht das Zustandekommen des Jetzigen, aber lebt es vielleicht nicht.
Doch es passiere oft kurz vor dem Einschlafen in ihrem Bett. Die Sehnsucht nach mehr im Leben, als nur zu studieren. Lieber leben und etwas schaffen. Vielleicht sogar eigene Kunst zu schaffen und vielleicht selber das Motiv eines Studiums zu sein.
Die junge Frau, eher schon erwachsene Frau, war nicht von hässlicher Natur, eher im Gegenteil.
Eine schlafende Schönheit mit leicht dunklen Haaren und einem hellen Teint, geprägt durch die Dunkelheit einer Bibliothek. Natürlich sprachen Männer sie an, aber es waren Männer, die in ihr nur ein weiteres Opfer der eigenen Überheblichkeit fanden und sie mehr als leichte Beute sahen, als eine ernst zunehmende Frau.
Dies war ihr alles bewusst. Und trotzdem hoffte sie inständig irgendwann von einem schönen Prinzen wachgeküsst und geehrt zu werden. Doch war sie eine solche Prinzessin ?
Vielleicht eher ein schlummerndes Wesen, in sich gekehrt und nur wartend und hoffend.
Sie sei bloß eine gewöhnliche Studentin eines noch gewöhnlicheren und langweiliges Faches.
Vielleicht war das schon alles in ihrem ruhigen Leben…
…Frauen sehnen sich nach dem einen Prinzen. Der perfekte Mann, der sie mitnimmt. Der eine Mann des Lebens. Jedenfalls für viele Frauen.
Die junge Studentin gehörte eher zu der Sorte der Ahnungslosen, die selber nicht wusste, welche Veränderungen sie sich wünsche, auch wenn sie manchmal darin sich verflog.
Aber diese Veränderung würde sie schon bald erfassen und ertappen. Ertappen bei ihrer eigenen Suche und Sehnsucht nach Mehr im Leben.
Es geschah als sie wie sonst in der hinteren Reihe der Stadtbibliothek saß und las.
Sofort fiel ihr ein junger Mann auf, der offenkundig verwirrt durch die Regal wuselte.
Immer wieder lief der junge Mann umher, bis schließlich die junge Frau die Initiative ergriff, auf ihn zu ging und ihn fragte, wonach er denn suche.
Der junge Mann, von recht exotischer Natur mit seinen pechschwarzen Haaren, freute sich auf Anhieb über diese Hilfe und fragte nach der Abteilung für Naturwissenschaften.
Die junge Frau erzählte ihm, dass es hier vollkommen falsch sei und in ein benachbartes Gebäude gehen müsse.
Der junge Mann nickte dankend der Frau zu, aber wandte sich nicht ab.
Die junge Studentin sah ihn fragend an, bis der junge Mann ein schönes Lächeln ihr zukommen ließ und sie auf einen Kaffee einlud…
…in der Mensa saßen sie jetzt zusammen und genoßen den billigen Filterkaffee für einen Euro.
Aus einem einfachem Gespräch wurde ein intimes Beisammensein und eine Heiterkeit überkam die junge Studentin, die sie sonst im Alltag nicht kannte.
Und da kam sie: Die Gretchenfrage einer Studentin.
Sie fragte den recht attraktiven jungen Kommilitonen was er denn studiere.
´´Physik´´war seine Antwort und dann stellte er die Frage: ´´Was studierst du ? `´
Der jungen Studentin wurde etwas unbehagen und noch unbehagener antwortete sie, sie stehe kurz vor dem Bachelor in Kunstgeschichte.
´´Wow, cool !´´entrinn es sofort aus dem jungen Mann. Die Studentin dachte er mache sich über sie lustig, doch das Gegenteil war der Fall.
Tatsächlich interessierte sich der junge Mann für dieses Fach und sein Interesse an dieser Frau schien nicht zu kippen.
Danach unterhielten sie sich noch lange und die junge Frau hoffte er werde nicht gleich anfangen über physikalische Sachen zu reden, wie es oft so manche Nerds taten.
Doch das war nicht der Fall. Erstaunlicherweise war der Physikstudent sehr zuvorkommend und charmant.
Es war dieser Charme, die ein überaus großes Interesse an diesen recht eigenen Mann weckte.
Wie es so ist zwischen einer jungen einsamen Kunstgeschichtsstudentin und einem attraktiven Mann dauerte es nicht lange, bis dieser nach ihrer Nummer fragte. Doch in diesem Moment überkamen der Frau Bedenken. Diese genährt von schlechten Erfahrungen mit anderen Männern, die sie mehr als ein Spielzeug für zwischendurch behandelten.
Doch dieser Mann war anders. Er war vielleicht dieser eine Mann, den sie vertrauen könne und ihre Einsamkeit für immer beenden könnte.
Beide Studenten trafen sich auf mehren Dates und ersten Annäherungen zwischen Mann und Frau.
Immer mehr vertraute die junge Frau diesem Mann, doch diese Krönung der Zweisamkeit sollte nicht lange auf sich warten:
Es geschah plötzlich, als beide gemeinsam in einer Cocktailbar sich den schönen Dingen im Studentenleben zuwendenden , wie dem Alkohol, ein gutes Gespräch und dem Knistern in der Luft…
…müde aber doch überglücklich öffnet Marie die Augen.
Es war eine schöne Nacht den sie nicht einsam verbrachte. Sie teilte sich diese Nacht ihr Zimmer mit Philip. Es war ein grandioser Sex, den sie schon lange nicht mehr hatte und ihr sogar einen intensiven Orgasmus brachte.
Überglücklich griff sie mit ihrer rechten Hand zur Seite auf der Suche nach dem schönen Körper von Philip doch… … da war er nicht…
Wie ein eiskalter Blitz in ihr kleines Herz, krachte das Bewusstsein in ihr Kopf zurück. War sie nur wieder ein Opfer der Männer geworden ? War das alles nur vorgetäuscht, um sie ins Bett zu kriegen ?
Tränen rannen ihr verletztes Gesicht runter. Aus einer Träne wurden zwei und noch mehr.
Schließlich verbarg sie ihr ganzes Gesicht hinter dem Kopfkissen und tief verletzt lag sie da…
…bis eine große starke Hand ihr das Kopfkissen weg nahm. Eine große starke Hand streichelte ihr zartes Gesicht, gefolgt vom Kuss eines Mannes an ihre Stirn. In seiner zweiten Hand eine große Tüte mit frischen Brötchen. Seine dunklen Augen sahen in ihre und wieder rinnen Tränen ihr Gesicht herunter- Doch diesmal vor Glück und Freude…