´Junge geh mal rüber zum alten Friedrich und frag ihn nach einem neue Fahrradschlauch.´´

Der kleine Marcel folgte dem Anweisung seines Vaters und ging zum alten Nachbar, der gleich nebenan wohnte.

Marcel klingelte an der Tür und ein alter greiser Mann mit einer weißen Mähne auf dem Haupt, wie im Gesicht und einer großen Hornbrille öffnete die Tür.

´´Ah, Marcel, was kann ich für dich tun ? ´´

´´Mein Rad hat ein Loch im Reifen. Ich wollte fragen ob du einen noch da hättest.´´

´´Gewiss. Komm herein. Du kannst in der Stube warten, während ich den suche.´´

Mit einer Handbewegung lud er den 11 jährigen in seine kleine Wohnung.

Die Wohnung war gemäß des alten Mannes ziemlich Rustikal und bigott eingerichtet, wie es sich für einen.fast 80 jährigen gehört.

Im kleinen Wohnzimmer setzte sich Marcel auf das Sofa und schaute sich um.

Auf der großen Kommode sah er viele eingerahmte Fotografien und Bilder in schwarz-weiß.

Besonders ein Bild stach ihm ins Auge. Auf dem Bild war ein gutaussehender junger Mann und eine sehr hübsche junge Frau mit langen hellen Haaren zu sehen.

´´Bist du das auf dem Bild ? ´´ fragte der Junge den Alten, der mit einem neuen Schlauch die Stube betrat.

Der alte Friedrich sah das Bild und seine Mimik wirkte auf einmal etwas traurig.

´´Ja, mein Junge. Das bin ich, als ich ein noch recht schmucker junger Mann war. ´´

´´Wer ist die Frau ? „

Noch mehr legte sich eine Falte in seinem alten Gesicht und er seufzte kurz.

´´Das, mein Junge, war meine große Liebe. ´´

´´Wo ist sie jetzt ? ´´fragte der Knabe wissbegierig.

´´Das wüsste ich gerne…´´dann schloss der Alte seine Augen und erinnerte sich. Erinnerte sich an den kalten Winter 1944/45.

Ostpreußen…

…die Front näherte sich immer schneller dem deutschen Reich. Immer lauter das Hören der Bomben und Granateneinschläge.

Immer mehr Flüchtlingstrecks säumten die einst wunderschönen Alleen Ostpreußens.

Friedrich war zu dem Zeitpunkt knapp 20 Jahre alt. Ein schöner junger Mann mit länglichen blonden Haaren und strahlenden blauen Augen. Friedrich entstammte einer Hnadwerkerfaillie, die in der Nähe von Allenstein im heutigen Polen lebten.

Friedrich hatte Träume. Träume davon eine eigene Ziegelei zu gründen, um das zerbombte Reich wieder aufzubauen und dabei gutes Geld zu verdienen. Er lernte bei seinem Vater, der wiederum Angestellt war als Gleisbauer bei der Reichsbahn.

Neben dem Handwerk war Friedrichs größte Freude seine damalige Freundin Eva.

Eva war eben eine schöne Frau in Friedrichs Alter. Auch sie hatte lange helle Haare und war durch und durch eine sehr hübsche Frau. Beide schienen wie das perfekte Pärchen. Beide liebten das Leben und natürlich den Partner. Die Hochzeit sollte bald folgen, wenn der grausame Krieg vorüber sei und  Deutschland neu aufgebaut sein werde.

Doch an einem kalten Tag im kalten Winter, sollten all ihre Träume und Freude dem grässlichen Krieg zu Opfer werden.

Gerade als wieder die Sirenen ertönten und vor feindlichen Bombern warnten, waren es nicht Bomber die die Ortschaft erreichten, sondern russische Panzer samt Infanterie.

Die rote Armee marschierte schneller in Ostpreußen ein, als es die Menschen erwarteten und jede Flucht, schien jetzt unmöglich zu sein.

Die Soldaten stürmten von Haustür zu Haustür und durchkämmten alle Gebäude.

Eva und Friedrich versteckten sich in einer kleinen Scheune und hoffen, die Rotarmisten werden sie nicht entdecken, doch so war es nicht. Erst zogen sie Friedrich aus dem Versteck und danach Eva. Die Gruppe Soldaten stellten Friedrich an die Scheunenwand und hoben ihre Gewehre. Friedrich glaubte jetzt erschossen zu werden, doch es passierte etwas schlimmes.

Sie zerrten Eva die Kleidung vom Leibe und vergingen sich an ihr, während Friedrich dieses grausame Leid zusehen musste. Ein Soldat nach dem Anderen verging sich an ihr…

…Tränen rannen Friedrich die Wangen runter und er schrie. Schrie, sie sollen aufhören und sie gehen lassen. Auch bot er sein Leben, für das von Eva an. Doch dies nützte nichts. Sie nahmen Eva mit und wahrscheinlich wurde sie nach Sibirien deportiert. Das glaubten jeden Falls alle.

Er solle Eva nie mehr wiedersehen…

Eine Träne rang dem nun alten Friedrich die Wange runter, doch er wischte sie schnell weg.

Er gab Marcel den Schlauch und ließ seine Eltern grüßen.

Als der Knabe außer Haus war, sah er nochmal das alte Bild und küsste seine Eva darauf.

Er solle sie nie vergessen, für immer.