´ Hanko, wie viel heute ? ´´

Fragt Piotr die recht zierliche, aber doch lange junge Frau. Diese antwortet: ´´20 Zlotys, aber ohne den Finger im Arsch! ´´

´´Na gut, aber wir müssen uns beeilen, meine Frau wartet schon auf mich.´´antwortet der etwas ältere und hagere Piotr. In der Tat, es war ein sehr kurzer Akt, in einer kleinen Abstellkammer in einem Industriegebiet im ärmeren Stadtteil Praga in Warschau der frühen 60´er Jahre.

Gierig umfasst Piotr die schmalen Hüften der viel jüngeren Hanko und nach ein paar Stößen war es auch schon wieder vorbei.

Dann richtet Hanko ihren Rock und mit einem kleinen Tuch wischt sie ihre feuchte Vagina ab.

´´Tschüss Piotr und viele Grüße an deine Frau ´´ruft noch die junge Frau keck ihrem Freier hinterher, der um die Ecke verschwand.

Praga war und ist ein recht anrüchiger Stadtteil östlich der Weichsel. Hier leben die ärmsten Warschauer und auch die Gefährlichsten. 

In all dem Kriminellen und verruchten Mief lebt Hanko und steht tagein tagaus drüben an der Ecke und wartet auf die zahlreichen Freier.

Es war ihre Art schnell Geld zu verdienen und überhaupt in all dem Elend zu überleben.

Hanko ist ein typisches Beispiel der ersten Nachkriegsgeneration von jungen Polen. Ihre Eltern starben im Krieg, wuchs bei Nonnen in einem Kloster auf, rebellierte gegen die graue Bigotterie und landete schließlich auf der Straße. Irgendwie muss es ja weitergehen, dann halt mit der besten Waffe, die sie zu bieten hatte: Ihren Körper.

Eine schlaksige große Frau, recht kleine Brüste aber natürliche weibliche Kurven. 

Es schien als wenn an diesem Freitag alles so vor sich gehen würde wie sonst. Doch genau dieser Freitag solle alles ändern.

Gerade zündete sie sich an ihrem Stammplatz eine Zigarette an, da ging um die Ecke eine Gestalt auf sie zu. Zuerst dachte sie es wäre ein Freier, da erblickte sie einen weißen Streifen im schwarzen Kragen des Mannes. 

´´Geehrter Herr Priester, heute ist Freitag. Wie wäre es ? Jesus schaut an einem Freitag nicht richtig hin.´´

Rutschte es ihr keck heraus, wie es ihre Art war.

Zu ihrer Überraschung lächelte der Geistliche sie an und streckte seine Hand aus.

´´Mein Name ist Frederyk´´begrüßte er die Prostituierte und ein weiteres Lächeln entglitt aus seinem Gesicht. 

´´Es muss langweilig sein, hier die ganze Zeit zu stehen. Komm, ich lade dich auf ein Mittagessen im Gemeindehaus ein ´´ schlug er vor. Erst zierte sich Hanko, bis sie schließlich einwilligte. Naja, einmal eine Mahlzeit in den Mund und dafür einen Penis im Hals, wäre ein gutes Angebot.

´´Na gut, geehrter Herr Heiliger´´

Erschrockene Augen blicken Hanko an. Sie befand sich im Gemeindehaus in einem großen Speisesaal, wo etliche gut genährte Kleriker zur Mahlzeit saßen. Viele Gesichter erkannte Hanko wieder. Den einen und anderen hatte sie noch in Erinnerung samt ihren Vorlieben. Eine große Stille setzte ein und ein gefährliches Knistern in der Luft. 

´´Für eine ordentliche Mahlzeit bin ich zu vielem Bereit ´´ zwinkerte sie den jungen Kleriker an und der lächelte zurück. 

´´Ein gemeinsames Gebet würde reichen ´´antwortete dieser und sprach das Vaterunser.

Danach saßen und aßen sie vom herrlichen Seehecht samt Kartoffeln und Krautsalat. Schweigsam aßen sie und alsbald sie die Teller leer aßen, sprach der Kleriker noch ein Dankesgebet.

Hanko glaubte jetzt ihren Teil für diese Mahlzeit zu leisten, da lächelte Frederyk sie wieder an.

´´Meine liebe Schwester im Glauben. Unsere Nonnen könnten noch eine Hilfskraft gebrauchen, wie wäre es mit einer Anstellung bei uns im Hause ? ´´

Argwöhnisch sah Hanko ihn an und schüttelte mit dem Kopf. 

´´Nee, ich bleibe bei mir drüben an der Ecke. Dort sind die Kunden nicht ganz verrückt, wie ihr Diener Gottes ´´

Sie glaubte ihn jetzt verärgert zu haben, da lachte er sie an.

´´Ich weiß. Ich war es, der ihnen in der Beichte, von den Sünden erließ. ´´

Ein lautes Lachen entrinn der jungen Frau und sie fand immer mehr Sympathie für diesen eben kecken jungen Mann.

´´Was sind die Bedingungen für die Arbeit und wie hoch ist der Lohn ? ´´

´´Du kannst hier bei uns wohnen und leben. Du hilfst den Nonnen bei der Hauswirtschaft und in der Küche. Ich denke 60 Zlotys die Woche wäre angebracht.´´

Da öffneten sich Hankos Ohren. Ein warmer Schlafplatz, gutes Essen und keine besoffenen Freier mehr. Das hörte sich gut an.

´´Na gut. Ab wann kann ich anfangen ? ´´

´´Jetzt sofort.´´lächelt Frederyk sie an.

Wahrlich die Arbeit war zwar anstrengend, aber in allem genoß Hanko das ruhige Leben im Gemeindehaus.

Es war jedoch nicht die Arbeit, die ihr Probleme machte, sondern vielmehr der Argwohn der anderen Mitbewohner.

Natürlich wussten und kannten alle sie. Sie, die verruchte Hure von der Straße, einst von Nonnen aufgezogen, dann auf der Straße am Strich landend.

Noch mehr spürte sie das Misstrauen der anderen Kleriker.

Sie kannte diese zu gut. Der ein oder andere war des Öfteren in der kleinen Abstellkammer.

Sie wussten um dessen teils perversen Vorlieben.

Alle wussten es, aber keiner sprach darüber. Ein Tabu halt. 

Doch es solle passieren, dass eben diese angebliche Zölibat-Anhänger ihr  zum Verhängnis werden.

Es war Nacht und still im Gemeindehaus.

Gerade machte sich Hanko nochmal frisch im Badezimmer und ging zu Bett.

Auf einmal hörte sie ein leises Rascheln und wie sich die Tür zu ihrem Zimmer leise öffnet.

Dann vernahm sie Schritte. Erschrocken blickte sie auf und allmählich nahm sie mehrere Gestalten wahr. 

´´Was wollt ihr ? ´´ schrak Hanko auf.

Auf einmal stürzten sich mehrere Personen auf sie und umklammerten sie.

Gerade als Hanko schreien wollte, steckte ein Mann ihr ein Tuch tief in den Mund, während zwei Andere sie ans Bett fesselten. 

´´Du verdammte Hure. Mit dir werden wir schon fertig. ´´flüsterte ihr einer der Männer ins Ohr.

Dann passierte das Grauen. Die Kleriker vergingen sich an ihr. Einer nach dem Anderen. Hanko versuchte zu schreien und Atmen, aber sie war den Dienern Gottes vollkommen unterlegen.

Das Martyrium dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie fast das Bewusstsein verlor.

Dann nahmen die Männer sie mit, brachten sie außer Haus und warfen sie in den Kofferraum eines Autos.

Dunkelheit und Angst umgaben Hanko, die um ihr Leben fürchtete.

Schon wieder verging fast eine Ewigkeit im Auto, bis der Kofferraum sich öffnete und sie wieder etwas Licht sah.

Die Gruppe Männer zerrten sie raus und gefesselt lag sie am Ufer der Weichsel.

´´Im Namen der Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, bitten wir dich oh Herr, nehme die Seele Hanko in den Himmel auf und erlaß ihre irdischen Sünden.´`

Danach warfen die Priester Hanko in die Weichsel…

Es war ein ganz gewöhnlicher Gottesdienst, mit einem außergewöhnlichen Umstand.

Der junge Frederyk stand am Alter und betete. Er betete um die Seele der jungen Hanko, die tot am Ufer der Weichsel entdeckt wurde.

Die anwesenden Besucher der Messe sprachen ein Gebet für die junge Hanko, die sich ihr Leben nahm, wie es alle dachten.

Während des Gebetes rangen Frederyk Tränen das Gesicht runter, bis ein anderer Priester ihn umarmte und ihm ins Ohr flüsterte: 

´´Sei froh dass die Schlampe weg ist, Frederyk ´´´