Eine Stadt im Norden Israels. Eine Stadt in der lange israelische Araber und Juden friedlich zusammen lebten, ehe der Krieg wieder im Land und in den Herzen der Einwohner Israels entbrannte.

Ashkod ist Journalist und Jude. Er arbeitet für ein lokales Medienportal und reist durch das heilige Land, um Nachrichten im und außer Landes zu sammeln und zu veröffentlichen.

Schon wieder bricht ein neuer Krieg im nahen Osten aus. Schon wieder bekriegen sich Palästinenser und Israelis um jeden Boden im Westjordanland und den übrigen Gebieten beider Völker.

Seit Ausbruch des Krieges demonstrieren auch viele Araber in Israel gegen die Militärpolitik und Rache des Staates Israel. Nicht nur aus dem Gazastreifen fliegen Raketen auf Israel, auch über dem palästinensischen Boden fliegen Düsenjets und werfen ihre tödliche Fracht über Stellungen der Hamas, der Widerstandskämpfer und vor allem Familien samt Kindern ab.

In Gebieten innerhalb Israels, droht ein neuer Bürgerkrieg der eigentlich schon längst ausgebrochen ist. Nachbarn bekriegen sich, prügeln  und hassen sich.

Ashkod ist unterwegs zu einer spontanen Demonstration von Arabern in seiner Heimatstadt, um darüber zu berichten.

Es dauerte nicht lange bis die ersten Steine auf die israelischen Sicherheitskräfte flogen und diese mit Tränengas antworteten. Die wütende Meute zog durch die Stadt und demolierten jüdische Geschäfte und Autos. 

Angst verspürte Ashkod nicht. Er war wie viele Juden und Arabern an solche Konflikte gewöhnt, doch diesmal schien die Situation vollkommen zu eskalieren. Die ersten scharfen Schüsse fielen und Panik wie Hass brach aus. Die Situation wurde immer unübersichtlicher. Die ersten Menschen  lagen verletzt auf dem Boden.Ihre Schreie gingen im Knall der Gewehre unter und der Lärm des Krieges explodierte in der einst friedlichen Luft.

Ashkod fotografierte mit seiner Nikon das Geschehen und selbst ihm, als erfahrenen Journalisten in Krisengebieten, packte die blanke Angst, um eigenes Leib und Leben.

Plötzlich löste sich die meuternde Menge und Ashkod sah eine verletzte junge Frau auf dem Boden liegend. Er verließ alle Regeln eines jüdischen Journalisten, rannte in das Geschehen hinein und zu eben dieser jungen Frau.

Er beugte sich über sie und entdeckte ein Schussloch in ihrem Unterleib. Das Blut quoll daraus, doch die anderen Demonstranten rannten weg, um sich vor den Schüssen der Soldaten zu schützen. Der junge Israeli hob die verletzte Frau auf und trug sie in Richtung der Soldaten.

´´ Sie ist schwer verletzt , wir müssen sie ins Krankenhaus bringen !!! ´´

Schrie der verzweifelte Ashkod.

Doch die Soldaten lachten abfällig und befahlen ihm, diese junge Palästinenserin liegen zu lassen. Solle doch der rote Halbmond sich um sie kümmern.

´´ Sie wird sterben ´´

Schrie nochmal der Journalist, doch Hilfe kam nicht.

Schließlich beschloss er die verletzte Frau selber ins Krankenhaus zu fahren , trug sie eine Weile bis zu seinem Auto und fuhr sie ins örtliche Krankenhaus.

Die Araberin lag stark blutend auf dem Rücksitz.

Ashkod versuchte sie wach zu halten, indem er ansprach und sie spüren lassen wolle, ihr werde geholfen.

Doch die junge Frau stöhnte nur vor Schmerzen und schien immer mehr das Bewusstsein zu verlieren.

Endlich im Krankenhaus angekommen,trug er die Verletzte in das Gebäude und schrie um einen Arzt. Doch im Krankenhaus herrschte großes Chaos. Es wurden  viele andere Verletzte in das Krankenhaus gebracht und keiner wollte sich um die Palästinenserin kümmern. 

Als ein älterer Mann in einem weißen Kittel vorbeilief, packte Ashkod diesen am Kragen und schrie ihn an, er solle sich um die verletzte Frau kümmern. 

´´Sie ist Araberin ? ´´

Fragte der Arzt.

´´ Ja ´´

Antwortete Ashkod.

´´ Tut mir Leid, wir versorgen erst die Israelischen Bürger. Bring sie in die palästinensischen Gebiete, dort kann ihr geholfen werden. ´´

´´Die Zeit reicht dafür nicht. Sie stirbt !! ´´

Schreit Ashkod verzweifelt den Arzt an.

´´Tut mir Leid. Ich habe hier noch hundert andere Verletzte. ´´

Schrie der Arzt zurück und ging weiter.

Ashkod beschloss das Schicksal der jungen Frau selbst in die Hand zu nehmen.

Er trug sie wieder in das Auto und fuhr sie zu einem alten Bekannten, der auch in der Stadt wohnte.

 Immer wieder schaute er auf den Rücksitz und versuchte mit der Frau zu sprechen, doch sie verlor das Bewusstsein…

…´´Ashkod. Sie wird nicht überleben ´´

Ashkod saß im Wohnzimmer eines alten Freundes, der früher als Apotheker tätig war.

Der pensionierte Mann kümmerte sich um die schwer verletzte Frau, die auf dem Bett in dessen Schlafzimmer lag.

´´ Sie muss leben…´´

Flüsterte der junge Mann dem Alten zu.

´´ Das Einzige , was du jetzt tun kannst, ist sie zu begleiten. Sei bei ihr, wenn sie geht… ´´

Ashkod ging in das Schlafzimmer, setzte sich zu der Frau und hielt ihre Hand.

Die Männer gaben ihr zuvor frische neue Kleidung und verbunden die Einschusswunde.

Plötzlich spürte Ashkod ein Drücken in dessen Hand. Die Frau öffnete langsam ihre Augen und kam wieder zu sich.

Die Frau hob langsam den Kopf und große dunkle Augen schauten auf die Hellen des jungen Mannes.

´´ Danke ´´

Flüsterte langsam die Frau.

´´ Wie ist dein Name ? ´´

Fragte Ashkod.

´´ Leyla ´´

Antwortete sie langsam.

Beide junge Menschen schauten sich an.

Leyla war trotz ihrer Verletzung von unfassbarer Schönheit. Ihre großen dunklen Augen musterten den jungen Mann.

´´ Du bist schön ´´

Wisperte Leyla ihm zu.

´´ Du bist auch wunderschön ´´

Entgegnete Ashkod ruhig der Frau zu.

Noch einige Stunden saß der Jude bei der Muslima und sie schauten sich unentwegt an. 

Immer wieder verlor Leyla das Bewusstsein und hatte kaum Kraft zu sprechen.

Doch Ashkod hielt stets ihre Hand und oft streichelte er an ihrer Stirn, bis der Moment kam.

Der Moment, an dem Leyla für immer entschlief und diese Welt voller Krieg und Hass verließ.

Nur zu ihrem Tode solle sie Geborgenheit gefunden habe und die Wärme eines Mannes spüren, die sie liebte.

Ein letztes Mal streichelte Ashkod Leyla an der Stirn und die erste Träne rann seiner Wange runter. Es sollten nicht die letzten für Leyla bleiben…