Das Elbschiffchen auf dem alten Haupte.

Der alte Hanseat schritt wie immer am Sonntagmorgen zum Hafen von Sankt Pauli in seinem geliebtem Hamburg.

Er war schon alt. Die Jahre zehren , aber nicht seinem hutaussehendem Antlitz mit seinen strahlenden blauen Augen, den leicht gräulichen blonden Haartracht und seinem nordischen wie selbstsicheren Auftreten.

Kotze, Trunkenheit und lebende Zombies zehren am Bild der modern gewordenen Kulisse des Herzen Hamburgs.

Aber war es wirklich so viel anders geworden mit den Jahren ?

Er erinnerte sich an seine Jugend und das Heranwachsen in dieser Stadt , die schon immer besonders und freizügig war.

Er erinnerte sich an die ersten Saufeskapaden , den Besuch der ersten Prostituierten und die Schlägereien am Kiez.

Doch all diese Erinnerungen verblassten zu Angesicht einer romantisierten Vergangenheit und der Verklärung der Vergangenheit mit der Zukunft.

Er sah all die Mütter mit Kopftüchern und dunkelhaarigen Kindern im Schlepptau.

Er sah die jungen Südländer mit geliehenen Sportwagen durch die Stadt rasen.

Er hörte tausende verschiedene Sprachen von fremd gewordenen Zungen.

Er erkannte seine Stadt nicht mehr. Er verstand diese nicht mehr.

Er glaubte nicht mehr in einer hanseatischen Stadt zu leben.

Gerade als er am Elbufer saß und sich seine Pfeife ansteckte, kam ihm ein junger Mann entgegen. Dieser trug einen langen dunklen Mantel an diesem kühlen Herbsttag , samt dunklem gelockten Haupt, einer dicken Brille und einer selbst gedrehten Kippe im Mund:

´´Entschuldigen Sie. Hätten Sie mal Feuer für mich ? ´´

Der alte Mann sah den jungen Mann an und reichte ihm langsam sein Feuerzeug.

´´Ein wunderschöner Morgen in dieser wunderschönen Stadt . ´´

Sagte der junge Mann beiläufig zu ihm, während er sich die Zigarette anzündete.

Der Alte sah ihn und war zunächst überrascht über seine unkonventionelle Art und Art zu sprechen. Er sprach einen runden leicht Hamburger Dialekt , wählte seine Worte mit Bedacht aber sicher , obwohl er nicht diesen Fähigkeiten Willens so aussah.

´´Ich liebe den Norden, ich liebe Hamburg. Diese Stadt wird sich für immer nicht verändern. Der süße Tabakduft der Freiheit strahlt an diesen Gewässern. Hier können Menschen ihren Träumen nacheifern und diese sogar verwirklichen. Hamburg ist nicht Deutschland , nein. Hamburg ist eine Lebensart Nut sich selbst geschuldet und ein Hort der unendlichen Freiheit. Hier wird sich nie etwas verändern. Natürlich, die Menschen sehen anders aus, sie sprechen vielleicht anders und stammen aus allen Winkeln dieser kleinen Erde, aber war es nicht immer schon so in dieser Weltstadt ?

Ich liebe diese Stadt. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag. Machen Sie es gut…´´

Der junge Mann warf seine gerauchte Kippe in die Elbe , verabschiedete sich mit einem Nicken und zog von dannen.

In fünf Minuten rettete er diese Stadt und die Seele des alten Hanseaten. Es bedarf dafür nur eine gedrehte Zigarette und ein paar ehrliche Worte. Mehr nicht…