Es war der 31. August 1939. Der Vorabend des großen Krieges in Polen, Europa und der Welt.

´´ Ich bin mit ihr um 9 verabredet… ´´ dröhnt es aus dem kleinen Radio in der Stube.

Maciej schaut aufgeregt auf die große Uhr neben dem noch größeren Kruzifix an der Wand.

´´ Maciej, da musst du dich noch etwas gedulden. Es ist erst sieben Uhr. Lass uns erstmal was zu Abend essen. Deine Basia wird schon noch kommen ´´ 

Maciej hörte diese Worte seiner Mutter und setzte sich zum Tisch, um mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester zu Abend zu essen.

´´ Maciej, küsst du heute auch Basia oder gibt sie dir nur einen Kuss auf die Wange ? ´´

´´ Justyna, lass mich in Ruhe ´´

Erwiderte der erst siebzehnjährige Maciej seiner zwölfjährigen Schwester.

´´ Irgendwann wird es mal Zeit, dass Maciej ein hübsches Mädchen küsst. Dafür ist er alt genug ´´

Scherzte der Vater und gab seinem Sohn einen Klaps auf die Schulter.

Immer wieder schielte der junge Mann auf die Uhr und dann war es soweit.

Es war viertel vor neun. Die kleine ´´ Randka ´´ mit Basia stand bevor.

Zu diesem Anlass zog Maciej seinen besten Anzug und Schuhe an.

Dann verabschiedete er sich von seiner Familie und ging in die lauwarme Sommernacht hinaus.

´´ Viel Spaß Maciej und denk daran, dass Frauen auch Kinder kriegen können. Die kommen nicht vom Storch…´´

Lachte die Mutter ein letztes Mal, ehe ihr Sohn zu seinem Date aufbrach.

Die Sonne ging langsam unter am Horizont der zweiten polnischen Republik und es sollte der letzte Sommer sein, in der diese freie Republik bestand.

An den Fassaden der kleinen Stadt Wielun im Westen Polens, ging Maciej durch die Altstadt und der großen Kirche am Marktplatz vorbei. 

Es waren noch viele Menschen auf den Straßen, einige schon betrunken, die diesen herrlichen Sommerabend genossen.

Maciej ging zur Pilsudski-Straße ein paar Straßen weiter und da sah er sie vom Weiten.

Er erkannte eine junge schlanke Frau mit einem dunkelblauen Kleid und pechschwarzen Haaren.

Der blonde und recht schlaksige Maciej entrinn ein Lächeln aus dem Mundwinkel und sein Herz pochte immer schneller, als er Basia näher kam.

Die zwei blutjungen Menschen umarmten sich und gingen Hand in Hand zusammen, durch die schöne polnische Stadt Wielun, bis hinaus auf ein kleines Feld, durch das ein kleiner Bach floss.

An diesem Bach setzten sich Maciej und Basia, schauten auf das Wasser, während ihre Gefühle verrückt spielten, als sie ihre Hände hielten und sich immer mehr ansahen.

´´ Ich freue mich, dass du da bist Maciej. Wirklich… ´´

Flüsterte ihm Basia ins Ohr.

´´ Ich freue mich auch, dass du da bist…´´

Flüsterte der junge Mann ihr ins Ohr, ehe er ihr danach einen Kuss auf die Wange gab.

Die junge Basia drückte fester dessen Hand, ehe sie den Kuss auf die Wange erwiderte und ihm zärtlich in den Mund küsste.

Danach konnten die jungen Menschen nicht mehr voneinander ablassen und liebten sich dort an diesem Bach, über dessen Horizont die Sonne unterging samt des freien Polens und die große Nacht der abendländischen Zivilisation anbrach…

Sirenen ertönen und stören die Ruhe der Nacht.

Menschen schauen aus den Fenstern ihrer Wohnungen. Es war kurz vor fünf Uhr morgens am ersten September 1939 in Wielun, Polen.

Plötzlich schreien Menschen und die Erde bebte. Lautes Motorengeräusch war zu hören und ließ die Fensterscheiben laut klirren. Der Lärm von Flugzeugmotoren wurde immer lauter, ehe diese von großen Explosionen abgelöst wurden.

Die Erde bebte.

Detonationen erfolgten in der Stadt.

Die Erde bebte.

Schreie aus Todesängsten.

Die Erde bebte.

Der Krieg ist gekommen. In Wielun. In Polen. In Europa. Auf der ganzen Welt.

Dieses Horrorszenario aus Bombern des Teufels, die ihre tödliche Fracht über unschuldige Menschen abwarfen nahm noch Stunden seinen Lauf.

Die Menschen suchten Schutz in Kellern und auf dem freien Felde. Die Angst war allgegenwärtig.

Nach vier Stunden war es vorbei…

Der Krieg kam schnell und ging schnell wieder…

Ein junger Mann rennt durch die zerstörte Stadt Wielun. Er schreit. Schreit nach Basia. Schreit nach der Frau, die er liebte…

Nun stand Maciej an der Pilsudski-Straße oder was davon übrig war.

Die Häuser brannten lichterloh und es schien unmöglich, dort hinein zu gelangen.

Über ein Fenster versuchte er in das Haus zu gelangen, in der Basia wohnte, doch ein älterer Mann packte ihn am Kragen und warf ihn auf die Straße zurück, ehe das ganze Haus zusammenbrach. 

´´ Bist du verrückt Jungchen ?! Da lebt keiner mehr !! ´´

Schrie ihn der Mann an.

´´ Ich muss zu Basia. Sie ist da drin ! Ich muss zu IHR !! ´´

Schrie Maciej aus Leibeskräften, ehe sein ganzen Leben, seine Heimat, seine Stadt, seine Freiheit und seine große Liebe verlor…

Wielun, der erste September 1939.

Das Ende Polens…

Das Ende der freien Liebe…