In dieser deutschen Kneipe trafen sie sich. Die Elite des deutschen Kaiserreiches, die Zukunft des deutschen Nationalstaates und die zukünftigen Bürger dieses Landes.
Reichlich tranken sie deutsches Bier, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot und getrunken nach deutschem Brauch.
Inmitten dieser Trinkerschaft saßen ein gewisser Otto von Bismarck und seine Studienfreunde.
Die Freunde von Bismarck sprachen viel über Politik, die Zukunft des Kaiserreiches und des deutschen Nationalstaates. Doch Bismarck enthielt sich unentwegt dieser Diskussionen. Er sprach lieber über die Künste des Saufgelages und den örtlichen Mädchen, die es zu erobern galt. Nach ein paar Runden des Bieres und Korns, stimmten seine Freunde den Gesängen des Suffes an, doch Otto blieb ganz ruhig . Ihn interessierte diese ganze Diskussionen nicht. Nein. Seine Augen und Verstand suchten nur dieses eine Mädchen, dass zufällig später diese Kneipe betrat. Die Tür zur Kneipe öffnete sich und ein junges Mädel betrat den Raum. Sie hatte lange pechschwarze Haare und eine Exotik in den Augen, die dem blonden Otto die Augen raubte.
Unentwegt musterte der junge Mann diese Frau, die sich unweit seines Platzes, in der Ecke setzte.
Otto hatte nur Augen für diese Schönheit. All sein Verstand und Bedürfnis brach aus infolge der Erscheinung dieses Mädchens.
Jetzt dachte Otto nach. Wie er sich dieser Schönheit näher kommen können und ihre Gunst gewinnen.
Gerade als Otto befürchtete sein Vorhaben durch zu langes Nachdenken zu scheitern lassen, passierte es. Die junge Frau stand von ihrem Platz auf und näherte sich der Saufkompanei an seinem Tische. Die Schönheit setzte sich zu ihnen und ihre dunkle Augen blickten in die Runde. Otto verfiel immer mehr dieser Schönheit und je länger sie dort bei ihm verweilte, umso mehr hatte er nur Augen für diese Frau.
´´Mein Name ist Hanna.´´
Mehr Worte bedarf es nicht, um die Gunst der jungen Männer am Tische zu erobern.
Der junge Otto lauschte diesen Worten und da passierte es.
Das Bedürfnis nach dieser schönen Frau. Das Bedürfnis nach ihren Lippen, ihrem Duft, ihres Leibes.
Noch eine Weile verweilte Otto neben dieser Schönheit, ehe sie wieder sprach, doch ehe sie das Wort ergriff unterbrach ein Pappkamerad von Otto sie und fing an voller Trunkenheit zu gröllen :
´´Ah ich kenne diese Frau. Sie ist eine Polin. Wie wäre es Fräulein mit einem strammen Deutschen etwas zu trinken?
Ich hörte ihr Polen seid Trinkfest und liebt das deutsche Bier? ´´
Da erwiderte sie diesem Saufdeutschen:
´´Ja , ich bin eine Polin. Ja, ich bin Trinkfest. Aber der Unterschied zu euch Deutschen ist, dass wir wissen wie man trinkt und nicht nach einem Kurzen den Kürzeren beim Ansprechen einer Frau zieht.
Wir Polen sind da euch Deutschen weit überlegen. ´´
Da verstummte der deutsche Bengel und Otto fand die Faszination zu dieser schönen Frau.
´´Mein Name ist Otto. Ich bin Deutscher. Aber keine Dumpfbacke, wie mein Kamerad hier. Ich würde dich gerne noch zu einer Flasche guten Wodka einladen. Natürlich einen Polnischen. ´´
Hanna blickte zu ihm rüber und lächelte ihn an.
Da stand sie plötzlich auf, nahm Otto an die Hand und sprach:
´´Du gefällst mir. Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang und einer Zigarette ? ´´
Otto schaute tief in die dunklen Augen von Hanna und stand auf.
Beide verließen unter neidischen Blicken der Kameraden den Raum und begaben sich in die kühle Abendluft.
Eine Weile gingen sie gemeinsam aus der Ortschaft in ein abgelegenen Feldweg und blickten in den Himmel.
´´Ist das ein Deutscher oder ein polnischer Himmel ? ´´
Fragte Hanna plötzlich den stillen Otto.
´´Macht das irgendeinen Unterschied ? ´´
Erwiderte Otto ihr,
´´Ja, es macht einen großen Unterschied. Ihr Deutsche seid es gewohnt in eurer Sprache, Kultur und Anschauung zu leben.
Wir Polen haben dies nicht. Wir sehen den Himmel, aber nur verdunkelt von fremden Sprachen, die unser Land verdunkeln.
Ich sage dir Otto, es macht einen großen Unterschied von Wo du den Himmel siehst. Ein Häftling im Gefängnis sieht den Himmel auf eine andere Art und Weiße, als ein freier Mensch.´´
Otto blickte Hanna von der Seite an und dachte über ihre Worte nach, Es stimmte: Die Polen leben in Knechtschaft der Besatzer und Völker, die ihr eigenes Volk nicht Anerkennen gar Respekt zollen.
´´Otto. Ich weiß wer du bist und zu was du sein wirst in der Zukunft. Denke über meine Worte nach, wenn du einst dieses große deutsche Kaiserreich führen wirst. Erinnere dich an mich und meine Worte. Auch wir Polen verdienen den Respekt Europas.´´
Verdutzt schaute Otto von Bismarck die wunderschöne Hanna an und wusste nicht recht zu antworten auf ihre Wahrsagerei.
Schließlich ergriff er das Wort:
´´ Ja, Hanna. Ich werde stets an euch Polen denken und sie respektieren. Ich werde mich dafür einsetzen, dass unsere Völker in Frieden und Brüderlichkeit zusammen und gemeinsam leben werden.´´
Da lächelte Hanna und blickte ihm tief in die blauen Augen, ehe sie plötzlich mit dem Winde verwehte und verschwand.
Otto erschrak zutiefst und schaute sich um. Hanna war plötzlich verschwunden und er stand ganz alleine an diesem Felde.
Er misstraute seinen eigenen Verstand und ob all dies real war.
Otto schaute in den Himmel und dachte nochmal über die Worte der Polin nach. Es stimme. Der Himmel sieht für alle anders aus, obwohl er allen gleich erscheine.
Da trat Otto den Heimweg an unter dem Leuchten der Sterne der Nacht.
Auch die Polen verdienen diesen Sternenhimmel über ihrem Lande.
Wer weiß, wann dies passiere würde und wer weiß, ob Otto einen Beitrag dazu leisten könne, Angesicht des letzten Wunsches einer Frau, die er zu lieben ersuchte..