Hohe Wellen schlagen am Ufer Schleswig-Holsteins.

Im Nordfriesland lebt ein zurückgezogener Maler und Künstler.

Er liebt das Leben, seine Heimat und die Frauen.

Gerne ging er am Watt spazieren und sann über das herbe Leben im hohen Norden Deutschlands.

Besonders im Frühling stand er gerne dort am Ufer und malte seine expressionistischen Bilder über diese Schönheit.

Abends ging er gerne in seine Stammkneipe, um bei Korn und Bier den örtlichen Frauen nachzueifern.

Es passierte an einem Abend in eben dieser Kneipe, als diesmal nicht die schönen Frauen, sondern ein Mitglied der NSDAP vor dem Tresen stand und eine Rede hielt.

Diese Rede war von flammender Natur und aus purer Überzeugung wurde in diesem kleinen Dorf das große dritte Reich ausgerufen und der Aufstieg Deutschlands zur Weltmacht. Zum Schluss erhoben sich alle Anwesenden, streckten den rechten Arm und sangen die erste Strophe des Deutschlandliedes.

Gefesselt von dieser Einigkeit und Brüderlichkeit unter dem Nazireich, tranken alle reichlich das Bier und frohlockten über die nun goldene Zeiten, die Deutschland bevorstehen.

Der Maler schrieb seinen Namen in ein Parteieintrittspapier und wurde nun ein Teil einer großen braunen Idee.

Die Geschichte wird von Siegern geschrieben. Diese bestimmen über die Deutung der Geschichte und der Moral. Jedoch ist diese Frage nach Gerechtigkeit in der aktuellen Zeit nur schwer zu deuten. Und genau dieser Maler solle doch diese Entscheidung bald bereuen, denn es kam die Zeit, in der allen Künstlern bewusst wurde, um die Tragweite dieser Entscheidung…

…seit geraumer Zeit tobt ein Weltkrieg in der ganzen Welt. Auch in Nordfriesland solle dieses Schrecken bald Einzug halten, als der berüchtigte Atlantikwall an den Ufern Westeuropas aufgezogen wurde. In dem kleinen Dorf, wo der Maler lebte, häuften sich die Menge der Wehrmachtsoldaten an, doch diese kamen nicht allein. In mehreren LKW´s wurden Zivilisten ins Dorf gebracht.

Es waren polnische Zwangsarbeiter, die vom Weiten verschleppt wurden und nun gezwungen waren, am Ufer Schleswig-Holsteins Minen zu legen.

Es war Krieg und eine besondere Zeit. Der Künstler hinterfragte nicht lange dieses Geschehen, denn es musste ja alles getan werden, um das deutsche Vaterland zu verteidigen.

Jeden Morgen marschierte eine Kolonne aus Männern und Frauen aus einem nahen Lager zum Strand, und wenn der Künstler sich gerade dort aufhielt um über seine Heimat zu sinnen, beobachtete er die Polen bei ihrer schweren Arbeit, bewacht von Soldaten mit Gewehren.

Unter den Polen sah er eine junge Frau, die gerade mit einer Schaufel, den Sand des Ufers aushob. Diese Frau war wunderschön, von langen blonden Haaren und einem Antlitz,der dem Maler bei der Betrachtung den Verstand raubte. Immerzu sah er diese Frau an, bis er etwas Papier aus der Tasche kramte und anfing ihre Schönheit auf Papier zu zeichnen.

Noch eine Weile stand der Maler da, bis er seine Zeichnung mitnahm und in seine kleine Behausung zurückkehrte.

Der Krieg kam immer näher, aber irgendwie übersprang der Krieg das kleine Nordfriesland.

Berichte von Bombardements der großen Städte häuften sich, die Kapitulation der Wehrmacht in Stalingrad und das Eintreffen der Amerikaner am Strand der Normandie.

Eine Mischung aus Angst und Gelassenheit überkam den Menschen in dem kleinen Dorf, bis der Krieg schließlich mit einem Mal in ihrem Dorf vorbei war.

Englische Soldaten trafen in diesem kleinen Reich der kleinen Leute ein. Noch in der Nacht zuvor verließ die Wehrmacht dieses kleine Flecken und übergaben sie kampflos den Alliierten.

Auf einmal wurde im ganzen Dorf Freudenrufe gehört, als das kleine Lager der polnischen Zwangsarbeiter befreit wurde. Mit dem Gesang der polnischen Hymne, erhielten endlich die Polen ihre Freiheit zurück und frohlockten über den Sieg der freien Welt gegen die Nazis.

Die Situation kippte radikal, als nun die deutschen Dorfbewohner gezwungen wurden, die Minen am Strand, die zuvor von Polen gelegt wurden, nun selber wieder auszugraben.

Gerade als die Bewohner von den englischen Soldaten zum Strand eskortiert wurden, sah der Maler im Vorbeigehen, diese eine Frau wieder,dessen Schönheit er abgöttisch liebte…

…der Krieg ist vorbei und es war die Geburtsstunde der Bundesrepublik.

Noch immer lebte der Künstler in diesem kleinen Dorf, stand am Strand und malte diese Schönheit.

Es werden Generationen vergehen, bis Nachfahren des Künstlers im Keller dessen Werke finden.

Neben dem Papier des Eintritts in die NSDAP fand man auch die Zeichnung des Malers, über die einstige polnische Zwangsarbeiterin. Auf der Rückseite war das Papier beschriftet mit den Worten:

Wie schade dass sie Polin ist.